St. Johannis-Kirche in Rahden
Mitten im Ortskern von Rahden liegt die St. Johannis-Kirche, von alten Linden und Kastanien umgeben.
Gegründet wurde die Kirche im Jahre 1353. In der 1744 vom Mindener Pastor Schlichthaber verfassten Kirchengeschichte des Fürstenthums Minden steht: Die Kirche Rahden ist 1353 von Gerhardo I., Bischoffen in Minden, nachdem er das Haus Rahden gekaufet, fundiert. Allerdings kann man davon ausgehen, dass das kirchliche Leben in Rahden bereits früher begann, allerdings weiß man nicht, wo die Vorgängerin der Rahdener Kirche gestanden hat.
Die Kirche auf dem Rahdener Sandbrinke, für die damalige Zeit ein großer, stattlicher Bau, wurde 1660 um ein reichliches Drittel nach Norden um einen Anbau erweitert. Aus der Zeit vor dem Anbau stammen die ältesten Teile des 1591 von Bischof Hermann umgebauten Turmes, die mächtigen Grundmauern, die alte steinerne Wendeltreppe und die schmalen, schießschartenartigen Öffnungen.
Im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts war das Dach des Anbaus von 1660 baufällig geworden, und so beschloss man einen weiteren grundlegenden Umbau. Dabei blieben nur die Umfassungsmauern der alten Kirche und des Anbaus stehen. Im Herbst 1790 wurde die Kirche eingeweiht, nachdem während der Bauzeit zwischen den Mauern der Kirche Gottesdienste gefeiert worden waren und die Leute auf mitgebrachten Stühlen oder abgebrochenen Materialien Platz nahmen.
Die reinen Baukosten für die Kirche betrugen 5.300 Taler, hinzu kamen 2.000 für die Orgel, Erneuerung des Glockenstuhls und Instandsetzung des Turmes sowie 3.200 für den Neubau der abgebrannten zweiten Pfarre. Insgesamt hatte die Gemeinde also 11.000 Taler aufgebracht, eine stattliche Summe.
Vor dem Umbau hatte die Kirche außer je einem Stuhl für die königlichen Beamten, Predigerangehörigen, Schulbediensteten und Altarleute 885 Mannsstände und 643 Frauenstände . Diese mehr als 1.500 Plätze standen den 4.793 Einwohnern des Kirchspiels zur Verfügung. 1789 wurde ein Teil der Kosten durch Nachschuß von Sitzen und den Verkauf der mehr gewordenen Sitzen aufgebracht. Der Kirchenbesuch muss damals trotz stundenlanger Wege sehr rege gewesen sein.
Wegen der Reformation sowie der zahlreichen Umbauten und Renovierungen ist die Kirche arm an Altertümern. Das bedeutendste Stück ist der alte, aus einem Sandstein gehauene Taufstein aus dem frühen 15. Jahrhundert. In den oberen Beckenrand ist ein Schriftrand eingemeißelt, in dem der Name Borchard Haverbeke zu lesen ist, der 1414 als Pfarrer in Rahden genannt wird. Der alte Taufstein wurde 1709 durch das am Altar stehende, aus Holz geschnitzte Taufbecken ersetzt.
Einen schönen alten Schmuck besitzt die St. Johannis-Kirche auch in den drei bronzenen Kronleuchtern aus den ersten Jahren nach der Erweiterung im Jahre 1660. Sie wurden von Gemeindeangehörigen gestiftet, wie man den Inschriften entnehmen kann.
Der Orgelprospekt von 1789, ein harmonisches Gegenstück zu Altar und Kanzel, bildet einen wirkungsvollen Abschluss des hinteren Raumes der Kirche. Er hat alle Instandsetzungen, Erneuerungen und Erweiterungen der Orgel schadlos überstanden. 1972 wurde eine ganz neue Orgel eingebaut und der Prospekt wieder in den Zustand von 1789 gebracht.